Earn Out: Pro und Contra

Das Earn Out ist ein gängiges Instrument den Kauf eines Unternehmens zu strukturieren. Der Fachbegriff bezeichnet einen Kaufpreisteil, der nur beim Eintreten eines definierten Erfolgs bezahlt wird. Statistiken zeigen, dass bei jedem vierten Unternehmensverkauf ein Earn Out vereinbart wird. Die Bedeutsamkeit dieses Instruments rechtfertigt es, einen genaueren Blick darauf zu werfen und Pro und Contra desselben abzuwägen.

 

Pro Earn Out

Ein Earn Out hat den Vorzug, dass es Differenzen in der Preisvorstellung zu überbrücken vermag. Der Firmenkäufer kann sein Risiko partiell auf den Verkäufer abwälzen, indem er einen Teil des Kaufpreises vom künftigen Erfolg der Firma abhängig macht. Der Verkäufer erhält wiederum die Chance, bei einer positiven Geschäftsentwicklung einen hervorragenden Kaufpreis zu erzielen. Ein Earn Out hat einen weiteren erwünschten Effekt für den Käufer: Es stellt sicher, dass der Verkäufer auch nach der Transaktion noch am Wohlergehen des Betriebs interessiert ist und dem neuen Inhaber mit Rat und Tat zur Seite steht. Insofern hat das Earn Out einen ähnlichen Effekt wie ein Verkäuferdarlehen: Der Verkäufer bleibt finanziell an das Unternehmen gebunden.

 

Contra Earn Out

Der grosse Nachteil von Earn Outs liegt darin, dass ein Teil des Geschäftsrisikos auf den Verkäufer überwälzt wird. Dies obwohl die Verantwortung für die Geschicke des Geschäfts nach dem Verkauf beim Käufer liegt. Wenn der neue Inhaber versagt, erleidet der Verkäufer eine finanzielle Einbusse. Ein weiteres Problem bildet die Berechnung des massgebenden Erfolgs. Oft wird eine Gewinnkennzahl wie Bruttogewinn, EBITDA oder EBIT als Berechnungsbasis gewählt. Deren ausgewiesene Höhe hängt aber wesentlich von der Bilanzpolitik des Unternehmens ab. Im Normalfall wird der Gewinn kleingerechnet, da man Steuern sparen will. Ein Earn Out bildet für den neuen Inhaber einen weiteren Anreiz, einen möglichst tiefen Gewinn auszuweisen. Um diesem Problem zu entgegnen, muss man sich von Beginn weg auf relativ komplizierte Berechnungsregeln einigen, die sicherstellen, dass die berechnete Erfolgszahlung auf der wahren Ertragskraft der Firma basiert.

 

Spielregeln für Earn Outs

Damit das Earn Out für beide Parteien fair ist, sollten einige Spielregeln eingehalten werden:

  • Um die Berechnung zu vereinfachen, sollte eine möglichst „objektive“ Erfolgskennzahl gewählt werden. Dabei gilt: Je höher oben in der Erfolgsrechnung, umso „objektiver“ die Zahl. Die „objektivste“ Zahl ist der Umsatz.
  • Das Verschieben von Gewinnanteilen in anderen Firmen ist während der Earn Out-Periode verboten oder muss klar ausgewiesen werden.
  • Je höher der erfolgsabhängige Anteil am Gesamtpreis ist, umso höher sollte der potenzielle Mehrgewinn für den Verkäufer sein.
  • Lineare Berechnungen innerhalb einer Erfolgsbandbreite entsprechen eher dem zugrundeliegenden Konzept als fixe Knock-in-Pauschalzahlungen.
  • Es muss dem Verkäufer gestattet sein, Einblick in die relevanten Zahlen der Firma zu erhalten, um die Berechnung seiner erfolgsabhängigen Zahlung zu überprüfen.