Unternehmensbewertung von KMU
Die Ansichten von Firmenverkäufer und Kaufinteressent über die Unternehmensbewertung von KMU gehen oft auseinander. Dies verwundert nicht, da die Unternehmensbewertung keine exakte Wissenschaft ist und subjektiven Faktoren unterliegt. Risikofaktoren, die man objektiv nicht messen kann, spielen eine wichtige Rolle. Mangelnde Messbarkeit von Bewertungsfaktoren und Emotionen auf Verkäuferseite, die den Blick trüben, führen dazu, dass die Berechnungen von Käufer und Verkäufer zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Faktoren des Unternehmenswerts
Drei Faktoren bestimmen im Wesentlichen die Unternehmensbewertung von KMU: Risiken, Ertrag und Substanz. Je mehr Ertragskraft und Substanz und je weniger Risiken beim Unternehmen vorhanden sind umso höher ist sein Wert. Diese Faktoren unterscheiden sich bei jedem Unternehmen, weshalb gängige Bewertungs-Faustregeln wie «einmal der Jahresumsatz» oder «fünfmal der Jahresgewinn», mit Vorsicht zu geniessen sind. Man betrachte zur Veranschaulichung das folgende Beispiel:
Handelsfirma A erzielt einen Umsatz von CHF 1 Million sowie einen Gewinn von CHF 200’000. Der Umsatz teilt sich gleichmässig auf 5 Kunden auf. Handelsfirma B erzielt mit denselben Produkten den gleichen Umsatz und Gewinn. Ihr wichtigster Kunde ist für 80 Prozent des Umsatzes verantwortlich.
Geht man davon aus, dass die beiden Firmen in allen anderen Aspekten identisch sind, dürfte Handelsfirma A einen deutlich höheren Preis auf dem Markt erzielen als Handelsfirma B. Warum? Handelsfirma B weist mit ihrem Grosskunden ein Klumpenrisiko auf, was einen Abschlag bei der Unternehmensbewertung zur Folge hat. Dieser fällt deutlich aus, da 80 Prozent des Umsatzes existenzbedrohend sind. Die Risikoprämie von Handelsfirma A ist deutlich kleiner, da die Firma ihren Umsatz diversifiziert hat, was die Folgen eines Kundenabgangs eindämmt.
Grenzen der Unternehmensbewertung von KMU
Der theoretische Unternehmenswert, der aus der Unternehmensbewertung von KMU resultiert, ist scharf zu unterscheiden vom Verkaufspreis des Unternehmens. Es ist wichtig, diese Unterscheidung zu erkennen und zu verstehen, denn das Zustandekommen des Verkaufspreises gehorcht anderen Regeln als das Zustandekommen eines Unternehmenswerts. Wenn man den Verkaufsprozess so gestaltet, dass eine echte Marktsituation mit konkurrierenden Interessenten entsteht, dann greifen die Marktmechanismen und führen zu einer Maximierung des Preises. Dies gelingt dann, wenn das Unternehmen attraktiv und kompetent bei möglichst vielen Kaufinteressenten beworben wird.
Fazit
Als Unternehmensverkäufer hat man es in der eigenen Hand, den Wert seiner Firma zu optimieren. Wenn man es versteht, den Verkauf intelligent zu planen und den Käufermarkt anzusprechen, darf man die theoretischen Bewertungsmodelle gerne links liegen lassen.